Geplant war, den Radweg von der Quelle in Franken bis zur Mündung in die Elbe zu fahren. Aufgrund von Unwetter-Vorhersagen haben wir die Tour allerdings in Naumburg abgebrochen und den Heimweg angetreten – wie sich herausstellte, eine gute Entscheidung.
Landschaftlich ist die Tour auf jeden Fall sehr reizvoll und man kommt auch durch interessante kleine Städte. Was das Radfahren selbst angeht, war es für uns etwas zu viel:
- zu viele heftige Anstiege (aus der Sicht von Flachland-Radlern)
- zu viele Mountainbike-Pisten (auch Sicht von Touren-Radlern)
- zu viele Straßen (zum Teil auch stärker befahrene)
Bayern und Thüringen haben in Sachen Radwege-Infrastruktur primär in Radweg-Hinweisschilder investiert und diese an bestehenden Straßen und teilweise unwegsamen Forstpisten aufgestellt. Eine Investition in Radwege selbst ist hierbei oft zu kurz gekommen.
Inhaltsverzeichnis
Münchberg nach Zell im Fichtelgebirge (12 km)
Wir sind mit dem Regio von Rangsdorf nach Münchberg gefahren. Das dauert zwar eine gute Stunde länger, als mit dem ICE, dafür muss man nichts reservieren und es kostet pro Nase nur 31,- EUR inkl. Fahrrad.
Bis nach Zell zu unserem Quartier sind es noch mal 12 km, die letzten 500 Meter im Ort geben einen Vorgeschmack, auf das war noch kommen wird, 12% Steigung und das erste Mal ein Stück schieben.
Die Saale-Quelle besuchen wir dann zu Fuß, eine gute Entscheidung, denn es sind nur zwei Kilometer und der letzte Teil ist eher ein matschiger Waldweg, der recht gut frequentiert ist.
Zell nach Hirschberg (55 km)
Bei wolkigem Himmel, aber ohne Regen, machen wir uns auf in Richtung Hirschberg. Ein landschaftlich schöner Abschnitt durch eine wenig frequentierte Gegend. Auch wenn es tendenziell bergab geht (fast 200 Meter an diesem Tag), gibt es auch einige Anstiege zu meistern und einige Stücke muss ich auch schieben, da es mir zu anstrengend wird. Umso mehr Gaudi bringen natürlich die Abfahrten.
Die Stadt Hof kann man guten Gewissens auslassen. Der kleine Anstieg in die “City” lohnt sich nur, wenn man einen Kaffee trinken oder ein Eis essen möchte.
Die finale Abfahrt nach Hirschberg gab dann einen nochmal einen Geschwindigkeitsrausch, 58,5 km/h standen auf dem Tacho, da eine heftige Bodenwelle in Sicht kam, musste ich leider einbremsen. Ein hoch auf die hydraulischen Scheibenbremsen.
Hirschberg nach Walsburg (55 km)
Der nächste Tag beginnt mit dunklen Wolken, bleibt aber bis zu unserer Ankunft im Hotel zum Glück trocken. Gleich zum Start geht es mit einigen Steigungen los, einzelne kurze Passagen sind so heftig, dass ich mich schon richtig reinstemmen muss, um das Fahrrad überhaupt hoch zu schieben. Das erste Highlight des Tages ist der Skywalk in Pottiga.
Eine lange Piste durch den Wald ist mir noch in Erinnerung geblieben, bergauf haben wir geschoben, bergab konnte man auch nur müßig fahren, ohne sich die Reifen kaputt zu machen oder sich auf die Nase zu legen. Ich schätze, dass wir an diesem Tag gut 5 km zu Fuß zurückgelegt haben, vielleicht auch mehr – Anstiege die mit 16% Steigung ausgeschildert waren.
Der Saaleturm in Burgk ist eigentlich Pflicht, da wir aber schon oft oben waren und das Wetter nicht so doll war haben wir uns stattdessen mal im Schloss umgesehen. Bis hier sind wir auf unseren Motorrad-Touren nie gekommen.
In Walsburg gab es eine total ostige Unterkunft, allerdings mit herzlichen Gastgebern, super Betten und dem besten Abendessen auf der gesamten Tour. Man sollte sich also nicht immer vom Äußeren abschrecken lassen.
Walsburg nach Saalfeld (49 km)
Der erste Tag mit durchgehend herrlichem Wetter. Bis Ziegenrück geht es auf ebenen Pfaden an der Saale entlang. Nachdem beim Bäcker etwas Proviant gebunkert ist, geht es den ersten heftigen Anstieg rauf. Hier braucht es wieder einige Passagen zu Fuß und eine Reihe von Pausen. Von Paska geht es dann in einer rauschenden Abfahrt mit durchgängig 52 km/h bis runter zur Fähre.
Nach der Fähre kommt direkt wieder der nächste heftige Anstieg, den ich wieder in großen Teilen zu Fuß bewältige. Die folgende Abfahrt zum Hohenwarte-Stausee ist aufgrund der Qualität des Straßenbelags nicht ganz so berauschend, man muss immer wieder heftig bremsen.
Rund um den Hohenwarte-Stausee geht es leider wieder auf der relativ dicht befahrenen Straße entlang. Nicht jeder Wohnmobil-Fahrer und jeder LKW hält hier leider den gebührenden Abstand.
Als wir in Saalfeld ankommen, regnet es in Strömen. Das Hotel ist laut, die Gastgeber nicht wirklich motiviert und Saalfeld selbst ist auch nicht unbedingt eine Reise wert. Aber dafür macht der einzige Fahrradladen in der City gerade mitten in der Saison ein paar Wochen Urlaub. Zumindest wissen wird, dass es ab jetzt mit den Anstiegen nicht mehr ganz so wild wird.
Saalfeld nach Jena (58 km)
Von Saalfeld geht es direkt an der Saale weiter, den Teil mit den signifikanten Anstiegen haben wir jetzt definitiv hinter uns gelassen. Der Außenbereich von Ruldolstadt ist gewöhnungsbedürftig, man fährt durch Industriegebiete und abgewrackte Außenbezirke. Es lohnt sich aber auf jeden Fall ein Abstecher in die Innenstadt und auf die Heidecksburg – hier ist mal wieder schieben angesagt, da wir uns für den direkten Weg entschieden haben.
Der Weg nach Jena zieht sich dann etwas, der Fahrradweg verläuft immer wieder neben den Bahngleisen. Das gibt zwar keine landschaftlich herausragenden Eindrücke, ist aber allemal besser, als auf der Straße zu fahren. Jena begrüßt seine Gäste erstmal mit einer eindrucksvollen Plattenbau-Siedlung. Der Weg in die Innenstadt ist erstaunlich schön zu fahren, Jena ist offenbar nicht nur Universitäts- sondern auch Radfahrer-Stadt.
Die Innenstadt von Jena ist ist ganz schön, aber aufgrund der Zerstörung im Krieg auch sehr überschaubar. Es ist ein Brauch, nach der Promotion zu Ehren der Uni einen Kranz auf das Schwert des Denkmals auf dem Marktplatz zu werfen … gar nicht so einfach, wie wir beim Essen beobachten konnten.
Jena nach Naumburg (47 km)
Der Tag startet freundlich und nach einem guten Frühstück machen wir uns auf den Weg. Den großen Teil der Strecke packen wir noch im Trockenen, aber unterwegs geht dann leider der Regen los. Als wir an der Rudelsburg ankommen, regnet es schon ordentlich, trotzdem machen wir uns an den Aufstieg. Der Teil per Straße ist zwar steil, aber gut zu fahren, der Abstieg dafür ein glitschiger steiler Trail über Felsen, der selbst zu Fuß schon gefährlich ist.
Als wir den Saale-Unstrut-Bereich erreichen öffnet der Himmel endgültig seine Schleusen. Jetzt bin ich mir auch sicher, dass meine Regenjacke nicht mehr dicht ist und es sich nicht nur um Schweiß handelt, der nicht schnell genug nach außen transportiert werden kann. Auf die Regenhose verzichte ich dann auch noch und nach einer Stunde kommen wir völlig durchgeweicht in Naumburg an. Die Unterkunft ist schön und hat einen leistungsstarken Fön.
Zum Glück hört der Regen auf, so dass wir uns doch noch ein wenig die Stadt ansehen können, Naumburg ist tatsächlich wunderschön. Leider ist die Wetter-Prognose für den morgigen Tag echt saumäßig, es stehen 60 km nach Halle auf dem Programm und es soll den ganzen Tag wie aus Kübeln schütten, bis zu 40 Liter pro Quadratmeter.
Aus meiner Gaming-Community hatte ich den Tipp bekommen, unbedingt den Dom anzuschauen. Diese Empfehlung kann ich so weitergeben, die 7,50 EUR Eintritt pro Nase haben sich auf jeden Fall gelohnt.
Beim Abendessen haben wir finalen Kriegsrat gehalten und beschlossen, morgen zum Bahnhof und nach Hause zu fahren. 60 km im Dauerregen mit undichter Jacke und keiner sicheren Aussicht, dass der Folgetag besser wird, hat uns nicht motiviert. Also habe ich die letzten zwei Hotelzimmer storniert und Bahntickets gebucht.
Naumburg nach Rangsdorf
Allein der Weg zum Bahnhof ist schon eine Herausforderung, 1,8 km und das erste Mal innen wieder feucht. Die Nachrichten am nächsten Tag bestätigen die Entscheidung, Teile des Saale-Radwegs zwischen Naumburg und Halle sind aufgrund von Hang-Rutschungen gesperrt und die Auswirkungen des Unwetters in anderen Landesteilen werden uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben.