Der Fünf-Flüsse-Radweg im Norden von Bayern ist ein gut 300 km langer Rundweg. Er führt meist direkt an Flüssen oder Kanälen entlang und ist weitgehend frei von nennenswerten Steigungen. Die Landschaft ist ein Traum und auch viele interessante Städte liegen auf der Route, so dass es nie langweilig wird. Es sind nur ganz wenige Kilometer auf Straßen zu absolvieren, die dann aber so gut wie gar nicht befahren sind. Der größte Teil der Strecke besteht aus feinen Kies-/Schotter-Wegen, die mit dem Trecking-Rad sehr gut zu fahren sind.
Aus meiner Sicht eine absolute Top-Tour, die ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Wir haben uns für die Runde üppige sieben Fahrtage gegönnt, damit ausreichend Zeit bleibt, sich am Wegesrand und auch in den Städten ohne Hetze umzusehen – das gibt einen Schnitt von ca. 45 km pro Tag. Wer etwas sportiver unterwegs ist oder zur Fraktion der rasenden E-Bike-Rentner gehört, kann vielleicht ein oder zwei Tage einsparen.
Da es sich um eine Rundtour handelt, kann man an jedem beliebigen Ort einsteigen. Wir haben uns für Beilngries entschieden, da es dort gute Parkmöglichkeiten für das Auto und ausreichend Unterkünfte gibt. Und man kann sich im Ort und an dem auf dem Berg liegenden Schloss noch etwas umsehen, wenn es nicht am Anreisetag direkt losgehen soll.
Inhaltsverzeichnis
Anreise Beilngries
Wir sind mit dem Auto nach Beilngries gereist. Es war erst geplant, im schönen “Gasthof zum Hirschen” in der Nähe des Schlosses zu nächtigen. Am Ende waren wir froh, dass wir am letzten Tag nicht mehr den Berg hoch strampeln mussten. Aufgrund einer notwendigen Umbuchung sind wir stattdessen in der Innenstadt gelandet.
Beilgries nach Burgthann/Pfeiffermühle (54 km)
In Beilgries geht es zunächst ein Stück entlang der Sulzach und danach zum Main-Donau-Kanal. Die Sulzach zählt hierbei wohl nicht zu den fünf Flüssen dazu. Wir starten im Nebel, es lässt sich aber schon ahnen, dass es ein toller sonniger Tag wird.
Vereinzelt kann man große Binnenschiffe beobachten und an einer großen Schleuse mit 17 Metern Hub kommen wir auch vorbei.
Danach erfolgt ein Wechsel an den Ludwig-Main-Donau-Kanal, der ebenfalls nicht mit zu den Flüssen zählt und zu den ehrgeizigen Projekten des 19. Jahrhunderts gehört, die Nordsee mit dem Schwarzen Meer zu verbinden. Der Kanal ist nicht mehr in Betrieb, wurde teilweise für Straßenquerungen zugeschüttet und die ca. 100 Schleusen sind fast alle offen.
Damit es nicht langweilig wird, sind die Ufer entlang des Kanals mit vielen Kunstobjekten geschmückt. Auch Informationen zum Bau des Kanals stehen auf Infotafeln bereit. Das hat selbst mich als alten Kunst- und Kulturbanausen erfreut.
Burgthann nach Nürnberg (35 km)
Für den folgenden Tag haben wir ein Kurz-Etappe geplant, um ausreichend Zeit für Nürnberg zu haben. Es geht zunächst weiter an dem kleinen Kanal, der uns am Vortag schon begleitet hat.
Faszinierend sind die vielen Schleusenwärter-Häuschen am Kanal. Alle paar hundert Meter gibt es eine Schleuse und alle paar Schleusen so ein Haus. Jedes sieht anders aus und die meisten davon sind bewohnt.
Wir entern Nürnberg über das Messegelände, um uns die “Kongresshalle” anzusehen. Der Mammut-Bau wurde für die NSDAP-Parteitage geplant und sollte 50.000 Nazis in einer überdachten Halle Platz bieten. Die Bauarbeiten wurden während des Krieges eingestellt.
Die Nürnberger Altstadt hat uns wirklich begeistert. Ich bin zwar schon unzählige Male an Nürnberg vorbei gefahren, habe es aber noch nie in die Stadt geschafft. Mit dem Rad haben wir eine erste Erkundungs-Runde gemacht, unter anderem auch zur bekannten Burg.
Die Innenstadt haben wir nach dem Check-In in unser Hotel und einer Dusche noch einmal zu Fuß erkundet. Es lohnt sich auf jeden Fall, hier etwas mehr Zeit einzuplanen, man kann durchaus auch einen gesamten Tag hier verbringen.
Nürnberg nach Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg (56 km)
In Nürnberg sind wir auf die Pegnitz getroffen, die uns dann aus der Stadt hinaus begleitet. Der erste Teil durch das Nürnberger Pegnitztal ist wunderschön. Insgesamt ist dieser Tag aber der am wenigsten schön zu fahrenden. Die Passage von Lauf und Hersbruck ist nicht wirklich schön und weite Teile der Strecke führen direkt an großen Straßen entlang (allerdings alles mit Fahrradweg).
Der letzte Teil der Route ist dann wieder sehr schön zu fahren, hier warten dann allerdings auch ein paar kleinere Anstiege, die aber gut machbar sind.
Neukirchen nach Schmidmühlen (51 km)
Heute gilt es, zum Start erstmal ein paar Höhenmeter wegzutreten. Es geht über die Mitteleuropäische Hauptwasserscheide, die Rhein/Nordsee und Donau/Schwarzes Meer voneinander trennt. Wir begeben uns jetzt auf die Donau-Seite und erreichen den Fluss Vils, der uns dann für den Rest des Tages begleitet.
Es geht durch Sulzbach-Rosenberg und Amberg, beides zwei hübsche kleine Städte. Der Weg zwischen den beiden ist wiederum nicht besonders schön zu fahren.
Das Ziel des heutigen Tages ist das etwas abgelegene Schmidmühlen. Hier wird gerade der Kirwa-Baum aufgestellt (Festivität rund um die Kirchweihe) und es gibt eigentlich nur ein Gasthaus, dass durch ein älteres Ehepaar geführt wird. Da alle anderen Restaurants wegen Urlaub in der Hauptsaison geschlossen haben (Wie war das mit Leiden in Corona-Zeiten?), essen wir auch in unserem Gasthaus, zu etwas überhöhten Preisen, aber dafür sehr gut.
Ein paar Dinge zu erkunden gibt es selbst in dieser abgelegenen Ecke, so dass auch hier keine Langeweile aufkommt.
Schmidmühlen nach Regensburg (47 km)
Von Schmidmühlen geht es auf verträumten Wegen weiter entlang der Vils, die schließlich bei Kallmünz in die Naab fließt.
Heute ist Sonntag und herrliches Wetter. Auf dem Radweg ist ab frühem Vormittag tatsächlich der Bär los. So viele Fahrräder an einem Tag habe ich noch nicht gesehen und die Dichte nimmt gen Regensburg hin zu. Das meiste sind auf E-Bikes dahinrasende Rentner-Horden und einige Familien. Als Tourenfahrer sind wir heute in der Minderheit. Trotzdem ist auch dieser Abschnitt der Tour wirklich traumhaft.
Die Naab fließt dann schließlich in die Donau und von dort aus ist es dann auch nicht mehr weit bis Regensburg. Vorher gilt es noch, die Donau auf einer Brücke neben der Eisenbahnlinie zu überqueren. Hier ist kaum genug Platz, dass zwei Fahrrad-Lenker aneinander vorbei passen. Bei dem heutigen Betrieb eine echte Herausforderung, zumal die Brücke sehr lang ist.
An der Donau entlang geht es nach Regensburg, der Weg durch den schönen Park bringt und fast bis in die Innenstadt, wo wir unser Quartier haben. Die Altstadt ist nicht riesig, so dass wir uns bei dem Gewimmel für eine Erkundung zu Fuß entschließen. Auf jeden Fall besuchen sollte man hierbei den Dom.
Regensburg nach Essing (45 km)
Von Regensburg geht es wieder zurück bis zur Einmündung der Naab in die Donau und von dort aus weiter flussaufwärts an der Donau entlang.
Kurz vor Kelheim zweigt fast unmerklich die Altmühl von der Donau ab. Man fährt plötzlich an der Altmühl, während sich die Donau aus dem Staub macht. Weithin sichtbar ist die Befreiungshalle, die auf dem Berg über Kelheim thront.
Kelheim als Stadt gibt nicht so viel her, wie wir uns versprochen hatten. Die Bilder im Internet sahen irgendwie vielversprechender aus. Also besorgen wie uns einen Mittags-Snack vom Bäcker und machen uns auf den Weg zur Befreiungshalle. Der Aufstieg zu Fuß ist heftig, wird aber mit tollen Ausblicken belohnt.
Wir verbringen hier oben einige Zeit und machen unsere Mittags-Siesta. Vom Auto-Parkplatz aus nehmen wir dann die Straße zurück in den Ort. Eine Abfahrt, die richtig viel Gaudi macht.
In Essing haben wir ein schönes Gasthaus gebucht, mit einem tollen Biergarten, in dem wir auch unser Abendessen genießen. Es ist brechend voll und faszinierend, wie gut die Mannschaft alles im Griff hat und wie schnell Getränke und Essen trotz des Andrangs am Tisch sind … und das alles noch unter Einhaltung der inzwischen ziemlich überschaubaren Corona-Regeln.
Essing nach Beilngries (40 km)
Die letzte Etappe führt uns an der Altmühl entlang nach Beilngries. Leider müssen wir aufgrund eines Termins heute noch den Heimweg antreten und fahren daher ohne größere Pausen voran.
Den Altmühltal-Radweg hatten wir ursprünglich geplant, bevor wir den Fünf-Flüsse-Radweg entdeckt haben. So kommen wir am Ende doch noch in den Genuss, ein Stück durch das Altmühltal zu fahren. Der Fünf-Flüsse-Radweg war aber die eindeutig bessere Wahl, nicht nur aus organisatorischen Gründen.
Uns hat die Runde super gefallen, wir hatten Glück mit dem Wetter und allen Unterkünften, die wir bereits im Voraus gebucht hatten.