Die Radrunde Allgäu ist ein markierter Rundweg, der über ca. 475 km in die schönsten Ecken des Allgäu führt. Wir haben die Runde ab Ende Mai in 12 Tagen absolviert, gestückelt in gemütliche Tagesetappen. Als Flachland-Radler sollte man die Anstiege nicht unterschätzen, auch wenn sich 500 Höhenmeter pro Tag in der Planung erstmal recht überschaubar anhören. Entschädigt wird mal dafür durch eine traumhafte Landschaft, im südlichen Teil mit Alpen-Panorama und herrliche Abfahrten.
Wir haben zwei Ecken abgekürzt, weil wir ein paar Tage lang wirklich erschöpft waren, die Rückfahrt haben wir allerdings etwas erweitert, so dass wir insgesamt 513 Kilomenter gefahren sind.
Inhaltsverzeichnis
- Irsee nach Ottobeuren (52 km) 🚲
- Ottobeuren nach Lautrach (58 km) 🚲
- Lautrach nach Bad Wurzach (38 km) 🚲
- Bad Wurzach nach Amtzell (55 km) 🚲
- Amtzell nach Isny (43 km) 🚲
- Isny nach Oberstaufen (38 km) 🚲
- Oberstaufen nach Obermaiselstein (38 km) 🚲
- Obermaiselstein nach Oy-Mittelberg (45 km) 🚲
- Oy-Mittelberg nach Pfronten (26 km) 🚲
- Pfronten nach Füssen (32 km) 🚲
- Füssen nach Schongau (48 km) 🚲
- Schongau nach Irsee (40 km) 🚲
- Zurück nach Rangsdorf (630km) 🚗
- Fazit
Anreise Irsee (700 km) 🚗
Mit dem Auto und den Rädern hinten drauf ging es mit einigen Stau-Umfahrungen nach Irsee. Das nimmt schon einen Urlaubstag in Anspruch, allerdings hatten wir noch ausreichend Zeit, uns vor Ort noch etwas umzusehen.



Irsee nach Ottobeuren (52 km) 🚲
Wir haben wahnsinniges Glück mit dem Wetter. Vor ein paar Tagen hatten wir noch überlegt, die Tour abzublasen, da es in Süddeutschland wochenlang Starkregen und Gewitter gab. Seit gestern ist es schön und auch heute lacht die Sonne bei angenehmen 20 Grad.



Heute haben wir gut 500 Höhenmeter mit einigen sehr steilen Anstiegen zu bewältigen. Selbst im kleinsten Gang brauche ich teilweise alle 100 Meter eine Verschnaufpause. Der Trainingszustand ist in diesem Jahr aufgrund des späten Saisonstarts leider noch nicht so gut.

In Ottobeuren ist es aufgrund der Pfingsttage total voll, zum Glück haben wir bereits von zu Hause aus einen Tisch für das Abendessen reserviert.
Die Basilika in Ottobeuren ist der Hammer und auf jeden Fall einen Besuch wert.




Ottobeuren nach Lautrach (58 km) 🚲
Heute geht es bei herrlichem Wetter in weiten Schleifen nach Lautrach. Nach einer Weile ist in nur 300 Metern Höhe eine Passagiermaschine zu sehen – Fluglärm wie zu Hause. Memmingen hat offenbar auch einen Flughafen.

In Memmingen gibt es erstmal Latte Macchiato und ein Stück Kuchen. Danach ist eincremen angesagt, der gestrige Tag hat schon Brandspuren am Arm hinterlassen … leider habe ich heute die Beine vergessen.


Die Fahrt von Memmingen nach Süden ist recht langweilig, immer geradeaus, rechts Autobahn und Bahnstrecke und eine Stromtrasse. Im Hintergrund sind aber schon die Alpen in Sicht.

Die Anstiege von insgesamt 400 Metern sind heute OK, lediglich eine Passage mit 15% Steigung zwingt uns zum Schieben. Dafür gibt es auch einige schöne lange Abfahrten. Im Biergarten von Illerbeuren gibt es noch ein Weißbier und dann sind es nur noch ein paar Kilometer zum Hotel.


Lautrach nach Bad Wurzach (38 km) 🚲
Wieder einmal ist herrliches Wetter für unsere Tour nach Bad Wurzach. Eigentlich sind es nur 31 km, also ein Tag zum Ausruhen.

Beim Eincremen hatte ich gestern die Beine außer Acht gelassen und mir einen schönen Sonnenbrand an den Knien eingefangen … in den Bergen brennt es halt doch mehr. Daher gibt es die nächsten zwei Tage leider eine lange Hose.

Die entspannten 240 Höhenmeter fühlen sich irgendwie wie 1.000 an. In Leutkirch gibt es zwei Fahrradläden, im zweiten findet Angela endlich eine passende Lenkertasche.

Auf dem weiteren Weg gibt es wie gewohnt keine gastronomische Infrastruktur, dafür aber genug Möglichkeiten zum Beten.
Die Region ist aber berühmt für das größte intakte Hochmoor Europas. Ein paar Ströche sehen wir auch, gestern gab es sogar einen Schwarzstorch zu bewundern.


Abends geht es mit hängendem Magen in die Osteria, die Karte im Hotel passt preislich und vom Angebot her nicht.
Bad Wurzach nach Amtzell (55 km) 🚲
Das Wetter ist traumhaft, 21 Grad und Sonnenschein. Nur der Wind ist immer noch heftig, kommt aber zum Glück die meiste Zeit aus der richtigen Richtung.

In zwei riesigen Bögen geht es von Bad Wurzach nach Amtzell, insgesamt 55 km. Locus Maps zeigt 370 Höhenmeter im Anstieg, die Fitnessuhr 880 Meter. Die Beine geben der Fitnessuhr recht, Angela ist komplett durch.

Nach der ersten steilen Abfahrt ist das Klacken im Vorderrad wieder da. Da es verschwindet, wenn man die Bremse leicht zieht, kommt es wohl daher. Also Gepäck abladen und das Vorderrad justieren. Danach ist es erstmal weg. Für morgen habe ich schon mal drei Fahrrad-Werkstätten rausgesucht.
Zermürbend ist eine lange Schotterpassage durch den Wald mit vielen An- und Abstiegen.
In Waldburg plündern wir den Edeka-Laden, denn alle Hotels und Gaststätten der Region haben sich auf einen gemeinsamen Ruhetag verständigt. Also gibt es Abendessen auf dem Zimmer.

Amtzell nach Isny (43 km) 🚲
Wir haben riesiges Glück mit dem Wetter, wieder herrliches Wetter mit Sonnenschein. Es geht von Amtzell über 43 km nach Isny, heute sind es allerdings 550 Höhenmeter im Anstieg. Wir brauchen über fünf Stunden für die Strecke.

Die Strecke ist meist gut zu fahren, allerdings gibt es auch einzelne Passagen auf etwas mehr befahrenen Straßen. Ein langer und steiler Anstieg stellt uns auf die Probe.



Angela ist beim Fahren ein Insekt ins rechte Ohr geflogen, es gab großes Geschrei. Ich musste es schnell und trotzdem vorsichtig mit einer Splitterpinzette wieder herausholen. Angela war sehr froh darüber 🙂

Die Bremse am Vorderrad jault wieder sporadisch, so dass wir in Isny einen Fahrradladen ansteuern. Wir sind zum Glück als erste nach der Mittagspause da, hinter uns bildet sich schon eine Schlange an der Reparatur-Annahme. Es wird schnell geholfen, die Bremse justiert und eine Probefahrt gemacht. Kostenlose Hilfeleistung gegen einen Obolus für die Kaffeekasse.

Bei uns in Brandenburg ist in diesem Jahr jede Ecke mit Mücken verseucht. Hier unten im Süden gibt es so gut wie keine Mücken, selbst im Wald nicht. Und dass, obwohl es bis zu unserer Ankunft hier auch viel geregnet hat.
Das Hotel zum Bären ist top, essen tun wir beim Italiener.


Isny nach Oberstaufen (38 km) 🚲
Auch heute ist wieder tolles Wetter für die anstrengendste Etappe der Tour. Wir sind um 08:30 am Start und erstmal geht es meist bergab. Allerdings sind insgesamt fast 800 Höhenmeter geplant, auf einer Strecke von 50 km.
Bei den ersten Steigungen kommt die bittere Erkenntnis, dass ich die heutige nur mit äußerster Anstrengung schaffen würde. Da es sich um eine große Schleife handelt, kappen wir bei der zweiten Gelegenheit ungefähr 15 km und 300 Höhenmeter. Eine Entscheidung, die wir schweren Herzens fällen.

So kommen wir schon am späten Mittag nach 38 km in Oberstaufen an.
Wir schauen uns nach dem Check-in noch in der Stadt um, essen ein Eis und kaufen im Supermarkt für das Abendessen auf dem Zimmer ein.

Ich bin ziemlich fertig und denke darüber nach, die Tour abzubrechen. Wir haben das erste Mal etwas Stress miteinander. Angela checkt, wie wir notfalls mit der Bahn wieder zurück nach Irsee kommen.

Oberstaufen ist ein eher dröges Ski-Kaff, dafür ist die Umgebung sehr schön.
Oberstaufen nach Obermaiselstein (38 km) 🚲
Auch heute haben wir wieder traumhaftes Wetter zum Fahrradfahren. Die 38 km von Oberstaufen nach Obermaiselstein fahren sich im ersten Teil Recht locker weg.

Der Große Alpsee bietet sich mit seinem tollen Berg-Panorama für eine erste Pause an. Bisher geht es noch primär bergab. Wie wir im Laufe der Reise noch feststellen, gibt es hier einige Alpseen.



Der Radweg an der Iller entlang ist sehr schön. Die Iller ist hier schon ein reißender Fluss.


Die zu bewältigenden Höhenmeter sammeln sich leider erst am Schluss und die Strecke nach Obermaiselstein ist noch mal wirklich anstrengend.
Von hier aus hat man schon einen traumhaften Blick auf die Hochalpen. Zum Glück gibt es in unserer Unterkunft auch etwas zu essen. Ansonsten ist im Obermaiselstein nämlich tote Hose.

Da wir schon um 14 Uhr ankommen machen wir noch eine Nachmittag Siesta. In der Zeit grummelt auch schon das erste Gewitter, allerdings ohne Regen.
Wir Grübeln schon über einen Plan B falls wir die Etappe morgen nicht schaffen.
Obermaiselstein nach Oy-Mittelberg (45 km) 🚲
Auch heute ist das Wetter wieder ein Traum, auch wenn es ein paar Grad weniger hat als gestern. Es geht von Obermaiselstein nach Hasslach bei Oy-Mittelberg.
Die ersten 20 km geht es weitgehend bergab, wieder ein ganzes Stück an der Iller entlang. Der zweite Teil beinhaltet die gut 500 Höhenmeter Anstieg mit zwei gefühlt endlosen steilen Passagen.

Heute geht es Angela nicht so gut, Kopfschmerzen, eine Ibuprofen muss her. Das bringt uns ans Limit, ich würde die Tour so nicht noch einmal machen.
Entschädigung bietet die tolle Kulisse und ein wunderbarer Platz am Rottachsee.


Der Wertacher Hof ist eine urige abgerockte Raucherbude. Da unser Zimmer noch nicht fertig ist, trinken wir erstmal ein Hefeweizen und sind danach ziemlich platt. Zum Glück gibt es hier auch gutes Essen.
Oy-Mittelberg nach Pfronten (26 km) 🚲
Angela ist gestern Abend um 18:50 eingeschlafen und hat bis morgens durchgeschlafen. Erschöpfung pur.
Daher entscheiden wir uns für die bereits vorbereitete Alternativroute. Statt einen riesigen Bogen durch Österreich zu schlagen und nochmals fast 600 Höhenmeter zu treten, fahren wir am Wertacher See entlang und dann direkt über Nesselwang nach Pfronten. Insgesamt nur 26 Kilometer heute, ein erholsamer Tag.



In Nesselwang gibt’s Kaffee und Kuchen. Das Wetter ist heute durchwachsen. Daher entscheiden wir, im Supermarkt etwas einzukaufen und abends im Hotelzimmer zu essen. Bis zur nächsten Gaststätte sind es vom Hotel aus ca. 1,5 km.


Während des Einkaufs schüttet es schon einmal, wir warten geduldig auf eine kleine Pause und düsen schnell zum Hotel. Dann geht ein Gewitter herunter mit Hagel und Starkregen. Alles richtig gemacht. Sonst wären wir jetzt noch irgendwo unterwegs und es regnet fast zwei Stunden lang.

Abends geht es noch eine kurze Runde raus.
Pfronten nach Füssen (32 km) 🚲
Heute ist wieder traumhaftes Wetter, anfangs noch etwas kalt, aber sonnig. Wir starten wieder früh, haben zwei längere Anstiege zu bewältigen, ansonsten geht es meist bergab.

Es gibt noch einmal tolle Ausblicke, einen zweiten Alpsee und kurz vor Füssen den Lech als großen Bergfluss.
Füssen hat eine schöne Altstadt, wir werfen kurz das Gepäck am Hotel ab und fahren weiter zum Schloss Neuschwanstein.



Menschenmassen und alles semi organisiert. Ich bin schon bedient, bevor es losgeht. Wir wollen mit dem Bus hoch zur Marienbrücke, Radfahren ist hier nicht erlaubt, da die Busse im Kamikaze Tempo hier hoch und runter rasen. Im Bus wird mir schlecht, ich muss fast kotzen.


Die Marienbrücke ist brechend voll, Fotos machen schwierig und Angela hat tierische Panik aufgrund der Höhe. Wir gehen zurück und warten bis es etwas leerer ist und wagen einen zweiten Anlauf. Wir passieren die Brücke und gehen noch hoch zum Aussichtspunkt. Dann schnell wieder weg hier.



Einchecken und dann eine kleine Erkundungstour durch die Stadt.
Insgesamt sind das dann 32 km auf dem Rad mit 330 Höhenmetern im Anstieg. Die Strecke ohne Gepäck fährt sich zur Abwechslung sehr angenehm.



Füssen nach Schongau (48 km) 🚲
Auch heute haben wir wieder traumhaftes Wetter, 21 Grad und Sonnenschein pur.
Wir fahren am Forggensee und dem Lech entlang, haben tolle Aussichten, lassen aber die Alpen langsam hinter uns.



Insgesamt sind es 48 km von Füssen nach Schongau. Trotz einiger Anstiege tritt sich die Distanz mit 328 Höhenmetern heute lockerer Weg. Im Delta geht es 100 Höhenmeter nach unten.


Schongau ist ein kleines hübsches Städtchen, wir essen noch einen Eisbecher und erkunden die Innenstadt auf der Suche nach einer Location zum Abendessen. Zum Abend gibt es noch Bayerische Blasmusik und etwas Volksfest-Stimmung – ein schöner Ausklang.

Schongau nach Irsee (40 km) 🚲
Auch heute starten wir bei Sonnenschein und blauem Himmel, es geht in Schongau los, unsere letzte Etappe mit 365 Höhenmetern nach Irsee.
Heute ist es schon ziemlich früh warm und drückend. Nach einem längeren Anstieg erfolgt eine lange Anfahrt, erst auf geschottertem Waldweg, danach auf einer geteerten ehemaligen Bahntrasse. Schön zu fahren und immer leicht bergab.

Kaufbeuren ist nicht so der große Hit, auf dem letzten Stück vor Irsee müssen wir noch einen langen und steilen Anstieg bewältigen. Wir freuen uns, dass unser Auto noch unversehrt dort steht und auch noch anspringt. Wir laden die Räder auf und checken für die letzte Nacht im Hotel ein.

Zurück nach Rangsdorf (630km) 🚗
Die Rückreise war ganz entspannt. Zu Hause gab es eine Woche später noch eine Urkunde zum Stadtradeln, die erste Tour-Woche zählt noch mit in den Wettbewerbs-Zeitraum,

Fazit
Es war eine tolle Runde und wir hatten eine schöne Zeit. Das Wetter und die Landschaft waren traumhaft.
Vermutlich würde ich es allerdings so nicht noch einmal angehen, denn die An- und Abreise sind extrem lang und verschlingen zwei komplette Urlaubstage. Außerdem sind die Anstiege für gesundheitlich angeschlagene Flachlandradler wie mich eine Nummer zu heftig. Dafür ein E-Bike zu kaufen – soweit bin ich dann auch wiederum noch nicht.
Die Unterkünfte haben wir für die gesamte Runde ein halbes Jahr im Voraus gebucht. Und es war nicht immer einfach etwas zu finden, speziell wenn man abends noch irgendwo essen möchte.